Bericht der männlichen C - Jugend

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Wir alle lieben unseren Handballsport, sonst würden wir uns nicht so ausführlich damit beschäftigen und viel Zeit sowie Engagement investieren. Doch wissen auch die "Außenstehenden", welche hervorragenden Werte unser Handballsport vermittelt ?
Kaum eine Sportart ist von Ihrem Anforderungsprofil her so vielseitig. Allein die motorischen Komponenten Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft und Gewandtheit werden in manch anderer Sportart so kompakt nicht erreicht. Dazu kommt der Körpereinsatz, die Technik (Ballgefühl), teilweise Artistik, Kreativität, taktisches Verständnis und geistige Mobilität - all das findet sich in einem Handballspiel wieder.

"In einer Zeit, in der zunehmender Egoismus in allen Gesellschaftsschichten anzutreffen ist, sollte einer Mannschaftssportart wie dem Handball mit seinen besonderen Qualitäten der Charakterbildung mehr Beachtung geschenkt werden" (Heiner Brand).

Die einzigen Vorbehalte, die immer wieder laut werden, beziehen sich auf die grosse Härte. Doch ist das Regelwerk so genau definiert, dass dies - wenn die Regeln eingehalten werden - kein Problem sein kann. Die grössere Gefahr sehe ich, gerade in den Jugendmannschaften, in den übermotivierten Trainern und Betreuern. Diese heizen Ihre Spieler - auf einem sehr niedrigen sprachlichen Niveau - vor und während des Spieles dermassen verbal an, dass ich hier Bedenken bezüglich ihrer pädagogischen Fähigkeiten hege. In dieser Altersstufe (1 3 - 14 Jahre), die hinsichtlich ihrer körperlichen Entwicklung in keiner anderen anzutreffen ist, haben die "Jungens" genug mit sich selber zu kämpfen. Hier treffen die kleinen und/oder schmächtigen mit den grossen und/oder breiten Spielern aufeinander. Dies schürt Respekt, teilweise Angst vor der körperlichen Überlegenheit Das man sich trotzdem als Mannschaft durchsetzen kann, steigert den nicht zu unterschätzenden Faktor Selbstvertrauen.
Die Illinger C-Jugend besteht aus motivierten 11, Spielern, die regelmässig am Training und Spielbetrieb teilnehmen (Ausnahmen bestätigen diese Regel).
Hier komme ich allerdings auf einen Schwachpunkt zu sprechen.
Es herrscht Einigkeit zwischen den Wissenschaftlern jeder Fachrichtung, dass wir in dieser Altersstufe besonders lernfähig bezüglich der Motorik und Ihrer folgerichtigen Abläufe sind. Der Trainingsumfang, beschränkt sich z.Z. auf 60 Minuten wöchentlich, 10 - 15 Minuten davon werden gebraucht um die Halle in einen trainierbaren Zustand zu versetzen. Dies ist entschieden zu wenig! Nicht nur unser letzter "Weltmeister" Vlado Stenzel sagte: Einmal Training pro Woche ist Stagnation, wenn nicht sogar Rückschritt - sondern wird auch von der Trainingslehre (Harre) bewiesen. Das dies nicht nur meine Mannschaften (C-Jugend und Herren) betrifft, ist ein schwacher Trost.

Auch der o.a. Spielbetrieb hat seine Schwächen. Es mag für den Fahrdienst der Eltern bequem sein, nur alle 3 - 6 Wochen einen Spieltag einplanen zu müssen, für die Spielpraxis der Jugend ist ein wöchentlicher Wettbewerb vonnöten!
Der hier aufgeführte Schwachpunkt ist sicherlich nicht neu, aber immer noch treffend. Zusätzlich von mir beantragte Trainingszeiten am Wochenende scheiterten mehrmals an der vollen Hallenbelegung (gerade im Winterhalbjahr). Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt- Vielleicht gibt es ja in, Illingen einen Lottomillionär, der seinen Gewinn in eine zusätzliche Trainingshalle investiert.
In einem anderen Zusammenhang sagte vor Monaten der Väter eines Jugendspielers zu mir: "Es gibt Wichtigeres im Leben" als Handball. Dem widerspreche ich nicht, darüber sind Wir uns alle einig. Es gibt jedoch auch genügend "Negativeres" als den Handballsport. In der Presse wird zunehmend - nicht nur von Pisa - sondern auch vom körperlichen Verfall unserer Schulkinder geschrieben. Fernseher und Computer haben Vorrang in der Freizeitgestaltung und lassen grüssen. Als ausgebildeter Sportlehrer und Physiotherapeut sehe ich die motorischen Schwächen sowohl im Trainingsbetrieb, als auch in meiner Praxis (Jugendliche und Erwachsene). Sicher, es kann nicht jeder Talent haben (manche lernen es nie )-, aber wir können die Schwächen minimieren. Doch - was ist dafür nötig ? Richtig: Trainingszeit. Vielleicht gibt es neben dem Lottomillionär (s.o.) einige Funktionäre, die neben ihrem schon hohen, anerkennungswerten Engagement, noch einige Prozentpunkte herauskitzeln um den Hallenbelegungsplan zu durchforsten und den Kampf mit dem Gemeindebürokratismus aufnehmen.
" Die Jugend ist unsere Zukunft " , ein Ruf wie ein Donnerhall! Entgegengeschleudert im Mai 2002 bei der Übernahme der C-Jugend. Inzwischen muss ich leider mit einem Sprichwort antworten: "Was Hänschen nicht lernt......."
Im Klartext: In 5-6 Jahren werden vielleicht drei Spieler mit mittlerem Talent und einem eingefrorenen Ausbildungsstand die Herrenmannschaft verstärken. Die restlichen Spieler werden aufhören oder mitspielen....... Zu wenig um andere Ziele zu realisieren als ständig gegen den Abstieg zu kämpfen.
Wann soll die Zukunft der Jugend beginnen ... wenn nicht jetzt ?

Gespielt wurde zwischenzeitlich auch. Bis zum Abgabetermin dieses Berichtes sind drei Spieltage mit sechs Spielen absolviert. Neben einer Niederlage gegen den Favoriten Kornwestheim 3, einem Unentschieden gegen Vaihingen, erkämpfte die Mannschaft, teilweise spielerisch, vier Siege. Dies ergibt tabellarisch den 2. Platz, punktgleich mit Vaihingen.
Da noch vier Spieltage ausstehen, bedarf es vor allem einer Steigerung der geistigen und taktischen Mobilität, um diesen derzeitigen Platz zu verteidigen. Wir werden sehen!

Auf die obligatorische Auflistung der Torschützen- verzichte Ich. Wichtig ist nicht wer die Tore wirft, sondern die Erkenntnis für die Jungens, dass keiner ein Tor ohne den anderen Werfen kann. Anders ausgedrückt: Der Star ist die Mannschaft.

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